Controlling 21

Dr. J. Schuhmacher

vg

Farbgestaltung

Vorgehensweise

Insgesamt hängt die Farbauswahl zwar von vielen Details ab, aber man kann gewisse Grundvorgehensweisen in der Farbgestaltung festhalten:

Effekte und Grenzen

Auch wenn heute Farbe überall dominiert gilt die alte Aussage noch immer: Begriffliche Gestaltung und Layout gehen vor Farbanwendung. Erst nach einer geeigneten Gruppierung der Daten soll Farbe eingesetzt werden... (Bullinger, Ergonomie, S.353). Hieraus folgt auch, dass bei Texten strukturelle Hervorhebungen zielführender sind als farbliche, oder solche mittels Schriftschnitten und -größen.

Farben sind ferner nicht auf allen Systemen (Hardware: Grafikkarten, Monitor; Software: Betriebssysteme Browser) darstellbar, oder einige Menschen können sie oder zumindest bestimmte Farben nicht oder zumindest nicht korrekt erkennen.

Ferner sollten Sie die Farbenanzahl beschränken. I.d.R. reichen 3-5 Farben für die meisten Effekte aus (auch zur Unterscheidung wichtiger Elemente in Tabellen und Grafiken). Die Grenze von der ergonomischen Farbdarstellung zur unergonomischen "Buntdarstellung" darf nicht überschritten werden. Wichtig ist die Erarbeitung von Farbgestaltungsprinzipien, die dann auch systematisch eingehalten werden müssen.

Wichtige ergonomische Grundfaktoren wie Helligkeit und Kontrast dürfen durch die Farbkombination nicht nachteilig beeinflusst werden (z.B. keine dunkelblaue Schrift auf dunkelgrauem Hintergrund verwenden).

Ein großer Unterschied (Value) in der Helligkeit zwischen Vordergrund (Text) und Hintergrund erleichtert das Lesen.

Warme Farben (Hue) - vor allem als Hintergrundfarbe unterhalb des Textes, drängen sich in den Vordergrund und streiten mit dem eigentlichen Text um die Aufmerksamkeit des Lesers.

Mit dem PC kann man Farben übersättigen (Saturation). Dies führt zu psychedelischen Farben, die den Betrachter ermüden.

Unterscheidbarkeit, Farbenblindheit und andere Sehschwächen

Das Wort Farbenblindheit wird oft missverständlich verwendet. Gemeint ist eine gewisse Schwäche in einem Farbbereich oder bei der Unterscheidung zweier Farbbereiche. Ca. 5 % (die Angaben schwanken zwischen 3 und 9%) der Männer leiden an einer Schwäche im grünen Farbbereich, besonders wenn die Farbe sehr hell (ungesättigt) ist.

Kleiner Blauer Text kann von ältern Menschen teilweise schlecht wahrgenommen werden. Vor allen im höheren Alter wird es auch schwieriger, unterschiedliche Blautöne zu unterscheiden. (Zu den bei Texten zu meidenden Farbkombinationen siehe auch das Kapitel Schriftfarbe / Kontrast.)

Ein nachteiliger Effekt der mangelhaften Fokussierung des menschlichen Auges tritt bei farbigem Text auf manchen andersfarbigen Hintergründen auf. Die Kombination Rot und Blau führt zu Chromostereopsie - einem aufgrund der unterschiedlichen Wellenlängen und der daraus folgenden Brechung im Auge schädlichen 3D-Effekt, bei dem eine Farbe die andere zu überlaufen scheint. Kopfschmerzen können die Folge sein.
Im Prinzip ist jedes Farbpaar davon betroffen, das im Wellenspektrum weit von einander entfernt ist. Vermeiden sollten sie deshalb die kritischen Farbkombinationen:

Gute Erkennbarkeit von Objekten ist durch hohen Helligkeits- und / oder Farbkontrast erzielbar

Vor allem bei anstrengenden oder wechselnden Arbeiten sollten Sie keine intensiven Farben wählen und große Helligkeitsunterschiede vermeiden. Auch große weiße Flächen gilt es zu vermeiden. Für große Flächen empfiehlt es sich, eher dezente Farben zu wählen. Schreiende (vor allem sehr helle #ff) Farben - besonders auf großen Flächen - wirken auf zahlreiche Zielgruppen irritierend. Größere Flächen sollten ferner einheitliche Farben besitzen. Hier darf man nicht zu viele Akzente und vor allem nicht großflächig setzen.

Allerdings wäre auch das Gegenteil unergonomisch. Bringen sie eine gezielte Abwechslung in die Farbverwendung hinein: Dazwischen sollte man auch kräftige Farben einsetzen. Reine Pastelltöne belasten die Augen ebenfalls einseitig.

Übermäßige Musterung gilt es zu vermeiden. Dies betrifft insbesondere eventuelle Hintergrundmuster.

Ein hoher Kontrast zum bearbeitenden Objekt ist hilfreich. Ein ausreichender Kontrast zwischen Eingabetext und Hinweistexten muss gewährleistet sein.

Für Farben mit Codierfunktion sollte man nur gut unterscheidbare Farben verwenden. Farben sollten im Internet wenn überhaupt, dann nicht ohne triftigen Grund gegen Verwendungskonventionen in der realen Welt verstoßen. Die Farbcodierung selbst darf nicht völlig frei gewählt werden.

Wahrnehmungsadaption / Desensibilisierung: Jede Anregung verliert mit der Zeit an Wirkung. Man gewöhnt sich daran. Farben sollten deshalb eher zur Unterstützung, jedoch nicht zur alleinigen funktionalen Unterscheidung eingesetzt werden.

Wichtig ist insbesondere bei der Frage des Farbeinsatzes die CI/CD des Auftrittes. Vor allem in der verwendeten Farbwelt wird sofort ersichtlich, ob man den "Stil gewahrt" hat.

Farbkombinationen

Die Farbwirkungen hängen vom jeweiligen Umfeld ab: Gelb leuchtet z.B. auf Schwarzem Hintergrund, auf weißem wirkt es blass. Farbmuster sollten Sie deshalb am besten auf grauem Hintergrund betrachten.

Komplementärfarben erhöhen jeweils die Wirkung der anderen! Aber gemeinsam verwendet muss eine Farbe geringer eingesetzt werden als die andere, sonst wirkt es zu unruhig.

Farbharmonie entsteht i.d.R. durch das Weglassen zumindest eines Farbbereiches (Rot, Gelb, Grün) oder einer Halbseite des Farbkreises. Man kann harmonische Farben auch dadurch erzielen, dass man sich auf einen Farbton und seine tonale Abstufung beschränkt. Hierzu mischt man den Grundton mit Schwarz und Weiß, wodurch man verschiedene Abstufungen erhält.

I.d.R. legt das CD sowie die Werbelinie den Farbgebrauch und vor allem die Farbkombination fest. Ein interessantes Tool zur Farbkombination findet sich unter knorrpage.de/ colormatch.html

Patentrezepte für Farben

Farben können vielfältige Reaktionen und Assoziationen bei Menschen auslösen. Es gibt jedoch nur einige wenige wissenschaftliche Untersuchungen über Farben, vor allem aus dem Bereich der Psychologie. Leider handelt es sich bei den meisten veröffentlichen Texten um unwissenschaftliche Meinungsbildung.
Vor allem vor Verallgemeinerungen sollte man sich hüten. So wird das Farbempfinden der Menschen von vielen Faktoren, wie z. B. der Kultur, der Epoche, dem Geschlecht, der persönlichen Erfahrung, der Erziehung, der Mode, der Jahreszeit, dem eigenen Alter und sogar der Tageszeit und dem persönlichen momentanen physischen wie psychischen Gesundheitszustand beeinflusst.

Wie überall, so gilt auch hier, dass die vielen Patentrezepte (vor allem aus den USA) bei der Lösung ergonomischer Fragen nicht weiterhelfen. Ein Beispiel ist die früher verwandte Methode der 216 "vermeintlich sicheren" "dither-proof" Farben. Sie stellt keine wirkliche Lösung dar, da sie nur auf Browser-Ebene ansetzt. Die anderen Faktoren bleiben weiter bestehen. (Weitere Details zu den 6*6*6 Farben im Würfel - 216 Farben finden Sie unter http://world.std.com/ ~wij/color/).
Zu den zielgruppenabhängigen technischen Faktoren wie Monitor und Grafikkarte siehe die jeweiligen Kapitel im Bereich Technik / Hardware.

Bei allen Untersuchungen zu Farben liegt eine erhebliche Varianz vor. Betrachten Sie deshalb auch meine Angaben zu den Farbwerten "cum grano salis" (nicht ganz wörtlich). Sie beziehen sich überwiegend auf Deutschland und die letzten fünf Jahre. Die Abweichungen der Zahlenergebnisse bei Befragungen sind oft sehr hoch. Bei den kleinen Zahlen der seltener genannten Farben können Abweichungen von mehreren 100% auftreten. D. h. eine Angabe wie z. B. 1 % kann auch 0 oder 3 % bei einer Wiederholung der Befragung ergeben.

Lassen Sie sich durch die Ergebnisse weder von Ihrer persönlichen Lieblingsfarbe noch von dem Wunsch nach einer besonderen Farbe zur Gestaltung einer Website abbringen. Es gibt keine "guten" oder "schlechten" Farben.
Wichtig ist nur zu wissen, wie andere Menschen über diese Farben und Farbkombinationen derzeit denken.

Gezielter Einsatz

Machen Sie sich Gedanken über den gezielten Einsatz von Farben, denn nachweislich rufen Farben und Farbkombinationen Emotionen hervor und fordern Reaktionen beim Betrachter heraus.

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